Georg Elser in Deutschland
Vortrag von Matheus Hagedorny
gehalten am 29. Oktober 2020
Vom Feind der Volksgemeinschaft zum deutschen Helden in 80 Jahren:
Georg Elser (1903-1945) wollte Adolf Hitler 1939 mit einer Bombe töten
und scheiterte nur knapp. Bis zum Ende der Bonner Republik stand der
proletarische Widerstandskämpfer aus dem schwäbischen Königsbronn im
Schatten der Putschisten des 20. Juli 1944 um Oberst Stauffenberg.
Inzwischen scheint sich das Verhältnis umzukehren. Im Land erinnern mehr
Denkmäler an Elser als an Stauffenberg. In der Rezeptionsgeschichte des
Bürgerbräu-Attentats zeigen sich die Leerstellen und Abgründe der
deutschen „Aufarbeitung der Vergangenheit“.
Der
Vortrag konzentriert sich auf den ideologischen Zusammenhang, in dem
die Motive zur Tötung Hitlers reiften, und die daraus resultierenden
Nachwirkungen auf die Wahrnehmung des Attentats während und nach der
Zeit des Nationalsozialismus. Er wird der Frage nachgehen, was das
Andenken an den christlich und kommunistisch geprägten Attentäter in
Deutschland über Jahrzehnte blockierte. Dies führt zu der Frage, ob der
einsame Widerstandskämpfer heute einen Platz in der Traditionsbildung
der Bundesrepublik finden kann.
Matheus Hagedorny
studierte Philosophie, Neuere Geschichte und Verfassungs-, Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bonn. Er war Lehrbeauftragter
an der Freien Universität Berlin. Derzeit forscht er an der Universität
Potsdam zu Islambildern der Neuen Rechten. Im Ça ira Verlag erschienen
ist sein Buch Georg Elser in Deutschland, das inzwischen in zweiter Auflage vorliegt.